Allgemeine Zusammenfassung

COVID-19 Auswirkungen auf die Lieferkette

Die Pandemie hat die Lieferketten weltweit herausgefordert. In der neuesten Viewpoint-Befragung „Wettbewerbsfähigkeit durch Lieferketten-Resilienz“ geben mehr als die Hälfte der Unternehmen an, dass COVID-19 zu Unterbrechungen in der Lieferkette geführt hat. Die Pandemie hat das Nachfrageverhalten verändert und hat unterschiedliche Auswirkungen auf Branchen und Regionen. Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes leiden unter mangelnder Nachfrage, während z.B. Nahrungsmittel- und IKT-Dienstleistungsunternehmen mit einer Über-Nachfrage zu kämpfen haben.

Harte Zeiten erfordern passgenaue Taktiken. Wir befinden uns in einer noch nie dagewesenen Situation, die durch einen unvorhersehbaren Virus verursacht wird. Das beste Mittel zur Bewältigung der Herausforderung für Unternehmen ist ein ausgereifter Lieferkettenmanagement-Ansatz. Viele Unternehmen geben an, dass ihr Ansatz bereits ausgereift ist, während andere berichten, dass die Pandemie zu einer Verbesserung geführt hat. 

Das Hauptrisiko, mit dem Unternehmen zu kämpfen haben, ist jedoch nicht nur die Pandemie selbst, sondern auch die inhärenten Risiken der Lieferkette, die nun durch eine beispiellose Situation verstärkt werden. Im Vordergrund stehen Arbeitskräfte und Kompetenz, Marktvolatilität sowie Produktqualität und -sicherheit.

Streuung der Risiken

Die am häufigsten eingesetzten Maßnahmen konzentrieren sich auf Kommunikation und Überwachung, zielen aber in erster Linie auf direkte Lieferanten (Tier 1) ab. Eine empfohlene Praxis ist es, seine Lieferanten zu kennen, Prioritäten zu setzen und die Kommunikation und Zusammenarbeit zu verbessern. Selbst wenn bereits ein strukturierter Ansatz angewandt wird, scheint es für viele Unternehmen gleichzeitig einen erheblichen Bedarf zu geben, noch weiter in die Tiefe zu gehen, um die Lieferanten, auf die sie sich verlassen, wirklich zu kennen.  

Über die Zusammenarbeit mit bestehenden Lieferanten hinaus setzen Unternehmen Maßnahmen ein, die auf eine Streuung des Risikos abzielen. Solche Maßnahmen konzentrieren sich in erster Linie auf die Erweiterung und Diversifizierung der Lieferantenbasis (33 %), umfassen aber ebenfalls den Ersatz (19 %) und die Kündigung risikoreicher Lieferanten (16,7 %) sowie das Insourcing (15,4 %). Laut Experteneinschätzungen wird sich die Lieferkette nachhaltig neugestalten. Ob sich die Vorhersage erfüllt, bleibt abzuwarten. Allerdings ist bereits jetzt deutlich, dass die Pandemie Schwachstellen offengelegt hat.

Gewährleistung der Lieferkettenkontinuität

Nicht weniger als 2 von 3 haben die Notwendigkeit erkannt, sich mit der Kontinuität der Lieferkette zu befassen. Die große Reichweite der Pandemie erfordert einen flexiblen und kooperativen Ansatz. Unternehmen profitieren vom Dialog und der Zusammenarbeit mit Lieferanten, um pragmatische Lösungen zu finden und die Geschäfte weiterzuführen. 

COVID-19 hat die Möglichkeiten der Unternehmen eingeschränkt, auch Zulieferer weiterhin zu qualifizieren. Lockdowns haben zu einer Reduzierung der Vor-Ort-Audits geführt. Zur Kompensation haben Unternehmen Remote-Audits und die dokumentenbasierte Qualifizierung von Lieferanten zweistellig erhöht. Der Rückgang der Vor-Ort-Audits hinterlässt nach wie vor eine Lücke. Daher ist es ermutigend zu sehen, dass Unternehmen zunehmend auf digitale Lösungen setzen, um ihre Anstrengungen in der Lieferkette zu verstärken. 

Strategische Änderungen durch COVID-19

Die Unternehmen scheinen die Notwendigkeit einer Anpassung ihrer strategischen Ansätze zu erkennen. Die von den meisten Unternehmen (57 %) angezeigte Veränderung besteht darin, alternative Lieferanten zu suchen (Back-up & Diversifizierung), gefolgt von Digitalisierung und Lagerverwaltungspraktiken. 

Inmitten all dessen ist es ermutigend zu sehen, dass ein großer Teil der Unternehmen eine nachhaltigere Lieferkette auch für belastbarer hält. Die Unternehmen bewegen sich auf diesem Gebiet, fordern in erster Linie Nachhaltigkeitsinformationen von den Zulieferern oder führen Dialoge, um hier ein gemeinsames Bewusstsein zu schaffen. 

Es bleibt abzuwarten, welche nachhaltigen Veränderungen die Pandemie in den Lieferketten hinterlassen wird und wie sie zu bewältigen ist. Sicher scheint zu sein, dass die Pandemie die Lieferketten noch lange Zeit beeinträchtigen und beeinflussen wird. Unternehmen, denen es gelingt, die Krise zur Verbesserung und Innovation zu nutzen, werden Widerstandsfähigkeit aufbauen und durchhalten.

Leaders

Im Rahmen der Umfrage wurden die 120 Unternehmen (10 % der Befragten) analysiert, die den agilsten Lieferketten-Management-Ansatz aufweisen (Leaders). Obwohl sie einen reifen Ansatz verfolgen, der die gesamte Zuliefererbasis abdeckt, berichten die Leaders, dass ihre Lieferketten in gleichem Maße, wenn nicht sogar stärker als der Durchschnitt betroffen sind. Sie scheinen eine klare Strategie zu haben, Maßnahmen zur Risikostreuung zu ergreifen und dabei strukturiert und agil zu arbeiten. Die primären Maßnahmen scheinen sich darauf zu konzentrieren, Lösungen für bestehende Lieferanten zu finden und die Lieferantenbasis zu diversifizieren. Es überrascht nicht, dass eine große Zahl der Leaders nachhaltige Lieferketten als widerstandsfähiger empfindet und sich mit größerer Intensität bemüht, mit ihren Lieferanten an diesem Thema zu arbeiten.