Leaders: Wirkung und Ansatz

Welche Auswirkungen spüren die Unternehmen, die als führend im Lieferkettenmanagement gelten, durch die COVID-19-Situation und wie gehen sie damit um? In der jüngsten ViewPoint-Umfrage „Wettbewerbsfähigkeit durch Lieferketten-Resilienz“ haben wir 120 Unternehmen (10 % der gesamten Befragung) genauer unter die Lupe genommen, die in ihrem Ansatz am reifsten, umfassendsten und agilsten sind. 


Ein umfassender Ansatz für das Risikomanagement in der Lieferkette 

COVID-19 ist nicht der Hauptgrund für den ausgereiften Risikomanagement-Ansatz der Leaders in Bezug auf die Lieferkette.  Insgesamt 59,1 % hatten bereits einen ausgereiften Ansatz, wobei der Anteil heute leicht auf 65 % gestiegen ist. Darüber hinaus zeichnen sich Leaders dadurch aus, dass sie vollständige Risikobewertungen ihrer Lieferketten durchführen. Alle Leaders beziehen Unterlieferanten in ihre Programme zum Risikomanagement in der Lieferkette ein, während der Durchschnitt der Befragten nur zu 26,2 % Unterlieferanten (Tier 2 und darüber hinaus) abbilden.

Ein strukturiertes Portfolio an Minderungsmaßnahmen

Leaders identifizieren als primäre Risiken diejenigen, die sich auf die Qualität (63,3 %), die Marktvolatilität (63,3 %), Epidemie/Pandemie (62,5 %) und den Mangel an Arbeitskräften (60,8 %) konzentrieren. Obwohl sie für diese Risiken höhere Prozentsätze angeben, haben die Leaders ein breiteres Spektrum an Maßnahmen zur Risikominderung umgesetzt und sind in der Lage, sich schnell anzupassen, wenn etwas passiert. Sie kommunizieren mit und überwachen die Zulieferer deutlich mehr als der Durchschnitt. Um das Risiko zu streuen und Flexibilität zu gewährleisten, haben die Leaders in erster Linie ihre Lieferantenbasis erweitert (52,5%) und nicht verkürzt (9,2 %). Mit niedrigeren Prozentangaben, aber immer noch fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt, haben insgesamt 27,5% bestimmte Aktivitäten wieder eingegliedert (Insourcing).   

Die Unterbrechungen wirken sich negativ auf das Geschäft aus

Obwohl sie in Bezug auf das Lieferkettenmanagement als führend eingestuft wurden, berichten Leaders, dass ihre Lieferketten von COVID-19 in gleicher oder sogar mehr als der Durchschnitt betroffen waren. Insgesamt haben 60,9 % gegenüber 55,8 % Lieferkettenunterbrechungen erlebt. Die Hauptursachen dafür sind Lieferverzögerungen (52,5 %) und ein unterbrochener Warenfluss aufgrund von Problemen bei der Lieferung/Logistik (46,7 %), Einschränkungen des internationalen Handels (37,5 %) und Lockdown bei Lieferanten (37,5 %). Leaders berichten auch häufiger als der Durchschnitt von geringeren Verkäufen (60 %) und gestiegenen Betriebskosten (55 %).   

Remote-Audits für zuverlässige Lieferantenprogramme unerlässlich 

Die Interaktion mit Zulieferern, einschließlich der Fortführung von Bewertungen, ist für Leaders in Bezug auf das Risikomanagement der Lieferkette von wesentlicher Bedeutung. Während der Pandemie haben sie Wege gefunden, sich weiterhin regelmäßig auszutauschen. Remote-Audits nahmen um 25,8 % zu (gegenüber einem Durchschnitt von 15,6 %) und die dokumentenbasierte Qualifikation stieg um 21,7 % (gegenüber 13,9 %). Der Rückgang der Vor-Ort-Audits für Leaders betrug 29,2 %, was dem durchschnittlichen Prozentwert in etwa entspricht. Es ist daher nicht überraschend, dass 68,3 % (gegenüber 51,8 %) der Leaders Remote-Audits als praktikable Lösung zur Gewährleistung zuverlässiger Qualifizierungsprogramme für Zulieferer einschätzen.

Ein flexibler Ansatz zur Gewährleistung der Kontinuität  

Eine empfohlene Vorgehensweise zur Bewältigung einer Krise besteht darin, die eigenen Lieferanten zu kennen, Prioritäten zu setzen und die Kommunikation und Zusammenarbeit zu verbessern. Die Leaders stimmen allen Punkten zu, einschließlich einer größeren Flexibilität, um Kontinuität zu gewährleisten. Sie haben insbesondere günstigere Vorlaufzeiten zugelassen (42,8 %) und die Geschäftsbedingungen für Lieferanten überprüft (mit 41,7 % doppelt so viele wie der Durchschnitt 19,8 %).

COVID-19 sorgt für eine schnelle Optimierung der Strategien

Lediglich 7 % der Leaders planen keine Optimierung ihrer Lieferkettenstrategie in den nächsten drei Jahren. Die Anpassungen werden sich in erster Linie darauf konzentrieren, alternative Lieferanten zu finden (80,9 %). Darauf folgt eine Überprüfung der Lagerhaltungspraktiken (55 %). Darüber hinaus beabsichtigen die Leaders, ihre Geschäftsstrategie zu diversifizieren (53,3 %), die Digitalisierung einzuführen (50 %), die Qualifikationskriterien der Zulieferer zu überarbeiten (47,5 %) und das Insourcing zu steigern (48,4 %).

In größerem Umfang Technologie einführen  

Leaders planen innerhalb der nächsten drei Jahre den verstärkten Technologie-Einsatz zur Unterstützung des Lieferkettenmanagements. Ein Anwendungsgebiet ist die Remote-Auditierung (57,6%). Aber Leaders setzen auch auf fortschrittlichere Technologien wie Big-Data-Analytics zur Unterstützung der Entscheidungsfindung (48%) sowie KI und maschinelles Lernen zur Erkenntnisgewinnung (31,6%).

Eine nachhaltige Lieferkette ist widerstandsfähiger (resilienter)

Mehr als 90% der Leaders sind sich einig, dass eine nachhaltige Lieferkette auch eine widerstandsfähigere Lieferkette ist. Tatsächlich beabsichtigen 62,5 %, in den nächsten drei Jahren eine nachhaltige Lieferkettenstrategie umzusetzen und zu kommunizieren. Mehr als die Hälfte wird auch von den Zulieferern verlangen, dass sie Informationen zur Nachhaltigkeit bereitstellen (55 %) und Dialoge mit den Zulieferern aufnehmen, um das Verständnis für die Herausforderungen der Nachhaltigkeit zu teilen (54,2 %).