Neuer Bericht: Maritime Branche ist cyber-risikofreudiger, als andere Industrien
Oslo, 13. November 2024 - Ein neuer Bericht von DNV zeigt auf, dass die Mehrheit (61 %) der maritimen Fachleute glaubt, die Branche solle ein erhöhtes Cyber-Risiko durch die Digitalisierung akzeptieren, wenn dies Innovation und neue Technologien fördert. Die maritime Industrie zeigt damit eine deutlich höhere Bereitschaft, digitale Risiken einzugehen, als andere kritische Infrastruktursektoren wie Energie, Fertigung und Gesundheitswesen.
Die Offenheit der Branche, Cyber-Risiken einzugehen übersieht jedoch nicht grundlegende Schwachstellen. So sind knapp drei Viertel (72 %) der fast 500 von DNV befragten maritimen Fachleute der Meinung, dass die Infrastruktur ihrer Organisationen anfälliger für Cyber-Angriffe ist als früher. Gleichzeitig gibt eine ebenso große Anzahl (73 %) an Befragten an, dass die Führungskräfte ihrer Organisationen Cyber-Sicherheit als das größte Risiko für ihr Geschäft ansehen.
„In der maritimen Industrie müssen wir versuchen, unsere Ziele für digitale Transformation und Dekarbonisierung mit dem festen Bekenntnis zur Sicherheit für Menschen, Schiffe und Systeme, auf die wir angewiesen sind, in Einklang zu bringen“, sagt sagt Knut Ørbeck-Nilssen, CEO Maritime, DNV. „Cyber-Angriffe sind eine wachsende Bedrohung für die Sicherheit der maritimen Industrie. Wir können nur innovativ sein, Fortschritte erzielen und eine führende Rolle bei der Sicherung der Resilienz unserer Unternehmen und Gesellschaften übernehmen, wenn wir Cyber-Risiken effektiv managen.“
Schiffseigner, Häfen und die gesamte maritime Wertschöpfungskette verlassen sich zunehmend auf immer stärker vernetzte digitale Technologien, um den Wandel der Branche voranzutreiben und grüner, sicherer und effizienter zu werden. Maritime Fachleute sehen fortschrittliche Datenanalysen, das Internet der Dinge, KI & maschinelles Lernen, hochbandbreitige Satellitenkommunikation und autonome Operationen als die größten Chancen für ihre Unternehmen in den kommenden Jahren.
Interkonnektivität und neue Technologien eröffnen der maritimen Branche große Chancen, erhöhen jedoch gleichzeitig die Anfälligkeit für Cyber-Angriffe. Trotzdem sind Maritime Fachleute zuversichtlich, dass die Branche vorbereitet ist. Über acht von zehn (85 %) sind der Meinung, dass ihre Organisation über eine solide Cyber-Sicherheitsstrategie verfügt. Zudem sind sieben von zehn (70 %) überzeugt, dass ihr Unternehmen nach einem Cyber-Angriff schnell wieder zum normalen Geschäftsbetrieb zurückkehren kann.
Zu diesem Vertrauen trägt bei, dass fast drei Viertel der maritimen Fachleute (73 %) berichten, dass ihre Organisation die Ausgaben für Cyber-Sicherheit im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Die Mehrheit gibt an, dass ihr Unternehmen Maßnahmen gegen potenzielle Folgen wie Ausfallzeiten von Anlagen, Betriebsunterbrechungen, Diebstahl sensibler Daten, physische Verletzungen oder den Verlust von Menschenleben sowie das Grundlaufen eines Schiffes vorbereitet hat.
Obwohl das Bewusstsein für Cyber-Risiken und die Investitionen in Cyber-Sicherheit in der maritimen Industrie rapide gestiegen sind, deutet vieles auf ein trügerisches Sicherheitsgefühl hin. Lediglich die Hälfte (53 %) der Befragten ist überzeugt, dass ihre Organisation eine vollständige Transparenz über die Lieferkette und alle Schwachstellen gewährleisten kann – ein besorgniserregender Befund angesichts der jüngsten Zunahme von Cyber-Angriffen auf Lieferketten.
Zudem glauben 68 %, dass die IT-Sicherheit ihrer Organisation besser aufgestellt ist als die Betriebstechnologie (OT)-Sicherheit, die mit physischen Anlagen wie Sensoren und programmierbaren Logiksteuerungen (PLC) verknüpft ist und zentrale Systeme wie Automatisierung, Sicherheit und Navigation steuert. Noch alarmierender ist, dass 76 % angeben, die von ihrer Organisation angebotenen Cyber-Sicherheitsschulungen seien nicht fortschrittlich genug, um gegen hochentwickelte Bedrohungen zu bestehen.
„Organisationen mögen sich durch verstärkte Investitionen in die Cyber-Sicherheit gut vorbereitet fühlen, doch die Realität ist oft weitaus komplexer“, sagt Svante Einarsson, Leiter der maritimen Cyber-Sicherheit bei DNV Cyber. „Unternehmen stehen hochentwickelten Angreifern gegenüber, was die Situation erheblich verkompliziert. Es gilt, sowohl IT- als auch OT-Systeme umfassend zu schützen und jederzeit bereit zu sein, schnell und effektiv auf einen erfolgreichen Angriff zu reagieren.“
Geopolitische Spannungen und zunehmende kriminelle Aktivitäten verstärken die Bedenken unter maritimen Fachleuten. Besonders auffällig ist der Anstieg der Besorgnis im Hinblick auf kriminelle Banden, die das enorme Gewinnpotenzial von Ransomware-Angriffen erkannt haben: 80 % der maritimen Fachleute äußern Bedenken bezüglich dieses Risikofaktors – im Vergleich zu 56 % im Jahr 2023.
Der neue Bericht von DNV „Maritime Cyber Priority 2024/25: Managing Cyber Risk to Enable Innovation“ identifiziert vier zentrale Herausforderungen:
- Zugang zu erfahrenen Fachkräften sicherstellen, die wissen, wie man Cyber-Sicherheitsresilienz in das Design neuer Systeme und Schiffe integriert und implementiert.
- Erkennungs- und Reaktionsfähigkeiten stärken, um die Auswirkungen von Angriffen auf maritime Betriebstechnologie (OT)-Systeme zu minimieren.
- Klare Rollen, Verantwortlichkeiten und Ressourcen festlegen, um die kontinuierliche Verwaltung der OT-Cyber-Sicherheit sowohl an Bord als auch an Land zu gewährleisten.
- Die zahlreichen Abhängigkeiten und Komponenten in komplexen Lieferketten absichern.
Die Mehrheit der maritimen Fachleute (95 %) fordert eine bessere Zusammenarbeit bei der Cyber-Sicherheit zwischen Organisationen innerhalb kritischer Infrastruktursektoren.
„Die maritime Industrie und andere kritische Infrastruktursektoren müssen große Schritte nach vorne machen, um ihre Erfahrungen im Bereich Cyber-Sicherheit offen zu teilen – die positiven, ebenso die negativen und herausfordernden – und so gemeinsam Best-Practice-Leitlinien für mehr Sicherheit zu entwickeln“, sagt Einarsson.
Laden Sie hier die vollständige Bericht herunter: https://www.dnv.com/cybersecurity/cyber-insights/managing-cyber-risk-to-enable-innovation/