Parlamentarischer Abend 2023 in Berlin
Das große Potenzial von Nord- und Ostsee als grüne Energiequelle nutzen
Zum fünften Mal trafen sich Vertreter aus Politik, Industrie und Verbänden zum Parlamentarischen Abend von DNV in Berlin, um über die Dringlichkeit der Dekarbonisierung in Deutschland zu sprechen. Das Kernthema des Abends lautete „Nord- und Ostsee als grüne Energiequelle – wie lässt sich das Potenzial zügig erschließen?“.
BERLIN 9. November 2023 – Die Energiewende in Deutschland ist dringender denn je: Um sie beschleunigen, muss die Erzeugung erneuerbarer Energien vor unserer Haustür, in Nord- und Ostsee, unverzüglich vorangebracht werden – nicht zuletzt, um die Abhängigkeit Deutschlands von den auch zukünftig dominierenden Energieimporten zu reduzieren. Die Aufgabe ist enorm: Die Herausforderungen reichen vom Raumwettbewerb konkurrierender Nutzungen in den Seegebieten über die Organisation der betroffenen Energiemärkte in Anrainerstaaten. Die erforderliche Planungssicherheit der von der Transformation betroffener Industrien ist nur einer von vielen weiteren Aspekten.
Welche Maßnahmen im Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft im kommenden Jahrzehnt notwendig ist, um bestehende Hürden zu überbrücken und die richtigen Rahmenbedingungen für eine zügige Infrastrukturentwicklung zu schaffen, hinterfragte die Journalistin und Autorin Jana Werner in einer spannenden Diskussion mit Vertretern aus Politik und Industrie. Fazit: Intelligente regulatorische Rahmenbedinungen und eine enge, konstruktive Zusammenarbeit von Politik und Industrie seien essenziell, um die ambitionierten Ziele in die Tat umzusetzen.
Zu Beginn der Diskussion ordnete Dr. Ingrid Nestle MdB, Leiterin der AG Klimaschutz und Energie, Bündnis 90/ Die Grünen und Schirmherrin des Abends, den aktuellen Stand der Offshore-Aktivitäten ein.
Die Produktion von erneuerbarem Strom an Windstandorten an der Westküste liefe bereits, zudem hätte die Ampel-Regierung schon jetzt viele zusätzliche Flächen in der Nordsee zur Verfügung gestellt, um den Ausbau voranzubringen. Entscheidend hierfür seien jedoch auch Netzausbau, Stromintegration und Stabilsierung der Lieferketten.
„Es geht darum, europäisch gut zu vernetzen und zusammenzuarbeiten, aber auch den Strommarkt weiter zu entwickeln, Flexibilitäten zu fördern und Preise zu stabilisieren, um den Offshore Strom optimal nutzen zu können.“ so Nestle.
Im Verlauf der weiteren Diskussion mit Ulrich Benterbusch, Geschäftsführer, GASCADE Gastransport, Michael Class, Leiter Erzeugung Portfolioentwicklung, EnBW, Mark Helfrich MdB, energiepolitischer Fachsprecher, CDU/CSU, Dieter Janecek MdB, Koordinator der Bundesregierung für maritime Wirtschaft und Tourismus und Dr. Lars Kissau, President Net Zero Accelerator, BASF wurden Chancen, Herausforderungen und Anforderungen an die Politik verdeutlicht.
Deutschland sei führend in Europa mit einem der attraktivsten Offshore-Märkte und großem Wertschöpfungspotenzial. In Bezug auf die Raumnutzung und Flächenkonkurrenz gäben Ausschreibungen die notwendige Planungssicherheit. Zwar gelte es noch einige Herausforderungen zu meistern, auch müsse man realistisch sehen, dass einige Maßnahmen sich nicht von heute auf morgen umsetzen ließen, dennoch sei man optimistisch, im nächsten Jahr weitere Fortschritte machen zu können.
Flächen müssten vielfältig genutzt werden, um ausreichend Produktionskapazitäten zu schaffen, gab die Opposition zu bedenken, und auch die Hafeninfrastruktur bedürfe dringend einer konkreten Strategie zur Bewältigung der erwarteten Kapazitäten – hierfür wären Investitionen notwendig. Die Bundesregierung müsse noch an vielen Stellen aktiv werden.
Seitens der Industrie gab es an die Politik einen klaren Appell zur Schaffung intelligenter, pragmatischer regulatorischer Rahmenbedingungen, die sowohl Planungssicherheit als auch Spielraum für individuelle unternehmerische Entscheidungen gewährleisten. Wichtig sei außerdem eine mutige Industriepolitik unter Berücksichtigung der gesamten Lieferkette, auch auf europäischer Ebene. Auch für Planung und Bau einer vernetzten Offshore-Wasserstoffinfrastruktur sei die Unterstützung der europäischen Politik und die Zusammenarbeit auf allen Ebenen von entscheidender Bedeutung. Nur so ließen sich die Potenziale vor unserer Haustür heben und Versorgungssicherheit für die Wasserstoff-Wirtschaft realisieren.
Man müsse sich zuhören, gegenseitiges Vertrauen schaffen und eng zusammenarbeiten, um gemeinsam schnell voranzukommen - und der Strom muss bezahlbar bleiben; hierin waren sich Politik und Industrie einig.
v.l.n.r.: Dr. Lars Kissau (BASF), Dieter Janecek MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Ulrich Benterbusch (GASCADE Gastransport), Dr. Ingrid Nestle MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Michael Class (EnBW), Mark Helfrich MdB (CDU/CSU)
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