Unternehmensgeschichte

Die gemeinsame Geschichte der beiden Unternehmen DNV und GL beginnt im Jahr 1864

Im Jahr 1864 wurde Det Norske Veritas (DNV) als Mitgliedschaftsorganisation in Oslo mit dem Ziel gegründet, eine zuverlässige und einheitliche Klassifikation und Besteuerung norwegischer Schiffe zu ermöglichen. Norwegens maritime Versicherungsvereine schlossen sich zusammen, um einheitliche und verbindliche Vorschriften für die Versicherung einzelner Schiffe und die Bewertung von Risiken zu etablieren.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich die norwegische Schifffahrt in einer starken Wachstumsphase und war im Begriff, seine traditionell regionalen Grenzen zu übertreten. Das Bedürfnis nach einem nationalen Markt für maritime Versicherung wurde immer spürbarer. 

Drei Jahre später, am 16. März 1867, kamen in Deutschland im Großen Saal der Börsenhalle Hamburg knapp 600 Reeder, Schiffbauer und Versicherer zusammen, um den Germanischen Lloyd (GL) mit Sitz in Hamburg zu gründen. Als gemeinnützige Organisation zur Förderung der Schiffssicherheit sollte er für mehr Transparenz in der Schifffahrt zu sorgen. Häufig erhielten Händler, Eigner und Versicherer nur wenig Informationen über den Zustand eines Schiffes. Als unabhängige Klassifizierungsgesellschaft wurde der GL beauftragt, die Qualität eines Schiffes zu bewerten und die Ergebnisse an sämtliche Stakeholder weiterzugeben. 

Das erste GL-Schiffsklassifikationsregister stammt aus dem Jahr 1868 und enthält 273 Klassifikationsberichte. Bis 1877 hatte sich die Anzahl der Berichte verzehnfacht und führte zu einem rapide expandierenden Netzwerk von Besichtigern. 

Gleichzeitig wuchs auch die DNV-Flotte. Erst wurden Vertreter, dann fest angestellte Besichtiger in verschiedenen Ländern eingesetzt, um norwegischen Schiffen im Ausland zu Diensten zu stehen. Als im Laufe der 1870er Jahre die Dampfschifffahrt eingeführt wurde, haben sich sowohl die gesamte Klassifizierungsbranche als auch die Kompetenzanforderungen an die Arbeit der Besichtiger stark gewandelt.


Seit Beginn ihres Bestehens kooperierten DNV und der GL. DNV-Aufzeichnungen aus dem Jahr 1868 belegen, dass bereits zu diesem Zeitpunkt Pläne vorlagen, ein gemeinsames Klassenregister der beiden Organisationen zu erstellen. Diese Pläne und ähnliche Gespräche im Jahr 1891 scheiterten, als es um die gegenseitige Anerkennung von Zertifikaten und ein gemeinsames Register ging. 


Gesellschaftliche Faktoren
Die bis dato hauptsächlich privat und liberal dominierte Industrie war zunehmend von gesellschaftlichem Interesse. Die 1891 von Samuel Plimsoll entwickelten Freibordmarken wurden zunächst auf allen britischen Schiffen vorschriftsmäßig eingeführt. Entlang der britischen Küste wurde dadurch das Leben vieler Seeleute gerettet. Ab 1907 wurden Freibordmarken auch auf norwegischen Schiffen vorgeschrieben. 

Spätestens seit dem tragischen Untergang der Titanic im Jahr 1912 kam dem Dienst einer Internationalen Klassifikationsgesellschaft auch von öffentlicher Seite her eine große Bedeutung zu. Dennoch waren GL-Direktor Carl Pagel und Johannes Bruun von DNV die einzigen offiziellen Klassifikationsdelegierten auf einer Konferenz, auf der das erste Internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS) beschlossen wurde. 


Kriegsauswirkungen
Für den GL war der Erste Weltkrieg ein schwerer Rückschlag. Internationale Beziehungen brachen ab und fremdflaggige Schiffe änderten ihre Klasse. Vor dem Zweiten Weltkrieg konnte sich der GL kurzzeitig von dem Rückschlag erholen, der Zweite Weltkrieg traf ihn dann ins Mark. Erst der folgende wirtschaftliche Aufstieg Deutschlands führte zu einer rapiden wirtschaftlichen Erholung des GL. Eine neue Wachstumsphase wurde eingeläutet. 

Auch auf Seiten von DNV gab es große Herausforderungen. Nach dem Ersten Weltkrieg zog der Übergang der Segel- zur Dampfschifffahrt grundlegende Veränderungen innerhalb der Klassifikationsindustrie nach sich. Veraltete Vorschriften waren nicht mehr mit dem Schiffbau des neuen Zeitalters in Einklang zu bringen. Technologie und Kompetenzanforderungen befanden sich im Wandel. Zwischen 1920 und 1940 etablierte DNV eine Kultur, die sich auf Technik, Bau und Design konzentrierte. Mit dem Zweiten Weltkrieg kamen erneute Schwierigkeiten auf, die beinahe zu einem Auseinanderbrechen des DNV führten.

Eine neue Vision
Als Georg Vedeler im Jahr 1951 zum DNV-Geschäftsführer ernannt wurde, hatte er die Vision, sichere und effiziente Schiffe zu bauen. Um dies zu ermöglichen, setzte er verstärkt wissenschaftliche Kompetenzen und Fertigkeiten ein. Neue Regularien wurden eingeführt und eine eigene Forschungsabteilung gegründet. Mit dieser Herangehensweise erschloss sich DNV neue Märkte im Schiffbau – anfänglich im Supertanker-, später auch im Gas- und Chemietanker-Segment. Die Flotte bestand hauptsächlich noch aus norwegischen Schiffen, bekam jedoch mit der Zeit eine zunehmend internationale Ausrichtung.

Der GL setzte nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Entwicklung von leistungsstarken Computeranalysen, welche das Design und den Bau von größeren und moderneren Schiffen ermöglichten. Die Investition in Forschung und Entwicklung zahlte sich bald aus. Neue Vorschriften für den Bau von Containerschiffen wurden entwickelt und der GL innerhalb kurzer Zeit als weltweit führender Dienstleister in diesem Segment etabliert. 


Der Ölboom in der Nordsee
Mit seinen Kompetenzbereichen war DNV bestens auf die Auswirkungen des kommerziellen Ölbooms in der Nordsee vorbereitet. Das Unternehmen nahm in Norwegen schnell eine wichtige beratende Rolle gegenüber Behörden und Öl-Unternehmen ein. Die vorhandene Erfahrung und technische Kompetenz wurde in der maritimen Industrie eingesetzt, um Dienstleistungen für die Bereiche Öl- und Gasverifizierung-, Besichtigungs- und Risikomanagement zu entwickeln.

1976 setzte DNV Standards durch die Veröffentlichung der weltweit ersten Vorschriften zum Bau von Öl-Pipelines. Seit Beginn der 70er Jahre erhielt DNV einen Großteil der Bauüberwachungs- und Besichtigungsaufträge des norwegischen Festlandsockels. Offshore-Bohrinseln und Versorgungsschiffe entwickelten sich neben der traditionellen Schiffsklassifikation zu einem weiteren starken Geschäftssegment für DNV.

Anfang der 1970er Jahre entwickelte sich Offshore Technologie auch für den GL zu einem wichtigen Tätigkeitsbereich. Das Unternehmen begann im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie zu agieren. Es folgten viele Offshore-Technologie-Projekte. Anders als bei DNV fehlte dem GL jedoch der starke inländische Markt und die daraus resultierende Nachfrage.

Neue Industrien
1977 führte DNV die Windenergie als neuen Geschäftsbereich ein. Auch der GL begann, Windkraftanlagen zu prüfen und abzunehmen. Für beide Unternehmen bot sich dadurch eine gute Möglichkeit zur unternehmerischen Expansion. Neue Vorschriften wurden manifestiert und die Zertifizierung von Onshore- und Offshore-Windanlagen entwickelte sich zu einem bedeutenden Wachstumsmarkt. Trotz der zeitweisen Rückläufigkeit in der maritimen Industrie und den Ölbranchen gelang es beiden Unternehmen, bis zum Ende des Zwanzigsten Jahrhunderts zu wachsen und sich globaler aufzustellen.

In den 80er und 90er Jahren entstand mit der Zertifizierung von Management-System, basierend auf ISO-Standards, ein neuer Industriezweig. GL und DNV nahmen führende Positionen im rapide wachsenden sogenannten TIC-Markt ein.

Das Zeitalter der Allianzen
Allianzen, Fusionen und Übernahmen entwickelten sich für den GL und DNV zu nachhaltigen strategischen Geschäftstreibern. Die Übernahmen von Advantica (GB) 2008 und Trident (Malaysia) 2009 führten zu einer Erweiterung des GL-Dienstleistungsangebots für Beratungen im Öl- und Gassektor. 2009 führte die Fusion mit Noble Denton zu einer weiteren Expansion der technischen Dienstleistungen im Offshore-Bereich. Dies wurde unterstützt durch Übernahmen in Kanada (PVI, 2007), den USA (MCS, 2008) und Singapur (IRS, 2009), die zu einer Ausweitung der Besichtigungstätigkeit führten.

Bei DNV fand 2005 die Übernahme von CCT (USA), spezialisiert auf Korrosionsschutz sowie Pipeline- und Anlagen-Integritätsanalysen statt. Darauf folgte 2008 die Übernahme von Global Energy Concepts (USA) und zwei Jahre später die von Behnke, Erdman and Whitaker (BEW) mit Hauptsitz in den USA. Zur Unterstützung der neuen klimafreundlichen Geschäftsbereiche gründete DNV 2009 das Center für Nachhaltigkeit in Peking und 2010 das Center für Saubere Technologien in Singapur.

Safer, Smarter, Greener
Als Folge des Kyoto-Protokolls und einer strategischen Ausrichtung, die sich nach den Herausforderungen des Klimawandels richtete, erfolgte für DNV 2005 die Akkreditierung des DNV Clean Development Mechanism (CDM) durch das Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen der Vereinten Nationen. 2006 erreichte DNV einen Marktanteil von etwa 50% der Verifizierungen für Emissionsreduktion.

2012 kam der Zusammenschluss von DNV und KEMA. Ziel war es, ein weltweit führendes Prüf-, Beratungs-, und Zertifikationsunternehmen für den internationalen Energiesektor ins Leben zu rufen. 1972 wurde KEMA, ein Unternehmen der Niederländischen Stromerzeugungsindustrie, gegründet. KEMA entwickelte sich zu einer hoch angesehenen internationalen Instanz im Dienstleistungssektor der globalen Energieindustrie. Der Leistungskatalog bediente die erneuerbaren Energien, die Verminderung des Kohlendioxidausstoßes, Energieeffizienz sowie Stromerzeugung, -übertragung und -versorgung. 

Das neu fusionierte Unternehmen DNV GL nahm zum 12. September 2013 seine Arbeit auf. Vorangegangen war eine lange Annäherungsphase mit zahlreichen Gesprächen in den Jahren 1986, 2000 und 2006. Inhaberwechsel sowie eine neue strategische Ausrichtung beider Unternehmen und ihrer jeweiligen Führungsebene ermöglichte schließlich die erfolgreiche Vereinigung. 

Seit dem 01.03.2021 ist DNV GL zu DNV geworden. Mit dieser Änderung soll der Firmenname vereinfacht werden. 

Heute ist DNV ein Global Player in der Energie- und maritimen Industrie. Ebenfalls gut aufgestellt ist das Unternehmen in der Zertifizierung von Lebensmitteln sowie im Bereich Gesundheit.