Eine neue Vision
Als Georg Vedeler im Jahr 1951 zum DNV-Geschäftsführer ernannt wurde, hatte er die Vision, sichere und effiziente Schiffe zu bauen. Um dies zu ermöglichen, setzte er verstärkt wissenschaftliche Kompetenzen und Fertigkeiten ein. Neue Regularien wurden eingeführt und eine eigene Forschungsabteilung gegründet. Mit dieser Herangehensweise erschloss sich DNV neue Märkte im Schiffbau – anfänglich im Supertanker-, später auch im Gas- und Chemietanker-Segment. Die Flotte bestand hauptsächlich noch aus norwegischen Schiffen, bekam jedoch mit der Zeit eine zunehmend internationale Ausrichtung.
Der GL setzte nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Entwicklung von leistungsstarken Computeranalysen, welche das Design und den Bau von größeren und moderneren Schiffen ermöglichten. Die Investition in Forschung und Entwicklung zahlte sich bald aus. Neue Vorschriften für den Bau von Containerschiffen wurden entwickelt und der GL innerhalb kurzer Zeit als weltweit führender Dienstleister in diesem Segment etabliert.
Der Ölboom in der Nordsee
Mit seinen Kompetenzbereichen war DNV bestens auf die Auswirkungen des kommerziellen Ölbooms in der Nordsee vorbereitet. Das Unternehmen nahm in Norwegen schnell eine wichtige beratende Rolle gegenüber Behörden und Öl-Unternehmen ein. Die vorhandene Erfahrung und technische Kompetenz wurde in der maritimen Industrie eingesetzt, um Dienstleistungen für die Bereiche Öl- und Gasverifizierung-, Besichtigungs- und Risikomanagement zu entwickeln.
1976 setzte DNV Standards durch die Veröffentlichung der weltweit ersten Vorschriften zum Bau von Öl-Pipelines. Seit Beginn der 70er Jahre erhielt DNV einen Großteil der Bauüberwachungs- und Besichtigungsaufträge des norwegischen Festlandsockels. Offshore-Bohrinseln und Versorgungsschiffe entwickelten sich neben der traditionellen Schiffsklassifikation zu einem weiteren starken Geschäftssegment für DNV.
Anfang der 1970er Jahre entwickelte sich Offshore Technologie auch für den GL zu einem wichtigen Tätigkeitsbereich. Das Unternehmen begann im Auftrag des Bundesministeriums für Forschung und Technologie zu agieren. Es folgten viele Offshore-Technologie-Projekte. Anders als bei DNV fehlte dem GL jedoch der starke inländische Markt und die daraus resultierende Nachfrage.
Neue Industrien
1977 führte DNV die Windenergie als neuen Geschäftsbereich ein. Auch der GL begann, Windkraftanlagen zu prüfen und abzunehmen. Für beide Unternehmen bot sich dadurch eine gute Möglichkeit zur unternehmerischen Expansion. Neue Vorschriften wurden manifestiert und die Zertifizierung von Onshore- und Offshore-Windanlagen entwickelte sich zu einem bedeutenden Wachstumsmarkt. Trotz der zeitweisen Rückläufigkeit in der maritimen Industrie und den Ölbranchen gelang es beiden Unternehmen, bis zum Ende des Zwanzigsten Jahrhunderts zu wachsen und sich globaler aufzustellen.
In den 80er und 90er Jahren entstand mit der Zertifizierung von Management-System, basierend auf ISO-Standards, ein neuer Industriezweig. GL und DNV nahmen führende Positionen im rapide wachsenden sogenannten TIC-Markt ein.
Das Zeitalter der Allianzen
Allianzen, Fusionen und Übernahmen entwickelten sich für den GL und DNV zu nachhaltigen strategischen Geschäftstreibern. Die Übernahmen von Advantica (GB) 2008 und Trident (Malaysia) 2009 führten zu einer Erweiterung des GL-Dienstleistungsangebots für Beratungen im Öl- und Gassektor. 2009 führte die Fusion mit Noble Denton zu einer weiteren Expansion der technischen Dienstleistungen im Offshore-Bereich. Dies wurde unterstützt durch Übernahmen in Kanada (PVI, 2007), den USA (MCS, 2008) und Singapur (IRS, 2009), die zu einer Ausweitung der Besichtigungstätigkeit führten.
Bei DNV fand 2005 die Übernahme von CCT (USA), spezialisiert auf Korrosionsschutz sowie Pipeline- und Anlagen-Integritätsanalysen statt. Darauf folgte 2008 die Übernahme von Global Energy Concepts (USA) und zwei Jahre später die von Behnke, Erdman and Whitaker (BEW) mit Hauptsitz in den USA. Zur Unterstützung der neuen klimafreundlichen Geschäftsbereiche gründete DNV 2009 das Center für Nachhaltigkeit in Peking und 2010 das Center für Saubere Technologien in Singapur.
Safer, Smarter, Greener
Als Folge des Kyoto-Protokolls und einer strategischen Ausrichtung, die sich nach den Herausforderungen des Klimawandels richtete, erfolgte für DNV 2005 die Akkreditierung des DNV Clean Development Mechanism (CDM) durch das Rahmenübereinkommen über Klimaänderungen der Vereinten Nationen. 2006 erreichte DNV einen Marktanteil von etwa 50% der Verifizierungen für Emissionsreduktion.
2012 kam der Zusammenschluss von DNV und KEMA. Ziel war es, ein weltweit führendes Prüf-, Beratungs-, und Zertifikationsunternehmen für den internationalen Energiesektor ins Leben zu rufen. 1972 wurde KEMA, ein Unternehmen der Niederländischen Stromerzeugungsindustrie, gegründet. KEMA entwickelte sich zu einer hoch angesehenen internationalen Instanz im Dienstleistungssektor der globalen Energieindustrie. Der Leistungskatalog bediente die erneuerbaren Energien, die Verminderung des Kohlendioxidausstoßes, Energieeffizienz sowie Stromerzeugung, -übertragung und -versorgung.
Das neu fusionierte Unternehmen DNV GL nahm zum 12. September 2013 seine Arbeit auf. Vorangegangen war eine lange Annäherungsphase mit zahlreichen Gesprächen in den Jahren 1986, 2000 und 2006. Inhaberwechsel sowie eine neue strategische Ausrichtung beider Unternehmen und ihrer jeweiligen Führungsebene ermöglichte schließlich die erfolgreiche Vereinigung.
Seit dem 01.03.2021 ist DNV GL zu DNV geworden. Mit dieser Änderung soll der Firmenname vereinfacht werden.
Heute ist DNV ein Global Player in der Energie- und maritimen Industrie. Ebenfalls gut aufgestellt ist das Unternehmen in der Zertifizierung von Lebensmitteln sowie im Bereich Gesundheit.